In den Räumen des Jugend Museums in Berlin-Schöneberg fand am 29. November 2016 die Auftaktveranstaltung des 4. Queer History Months statt. Es trafen sich insgesamt knapp 50 Jugendliche aus vier Berliner Schulen und zusätzlich weitere Lehrkräfte. Nach einer kurzen Begrüßung der Museumsleiterin Petra Zwaka, sprach Conny-Hendrik Kempe-Schälicke der Initiative „Berlin tritt ein für Selbstbestimmung und Akzeptanz sexueller Vielfalt“ (ISV) der Senatsverwaltung Bildung, Jugend und Wissenschaft ein kurzes Grußwort. Im nächsten Schritt richtete die Antidiskriminierungsbeauftragte der Senatsverwaltung Bildung, Jugend und Wissenschaft Saraya Gomis ein Grußwort an die Teilnehmenden. Sie hob die Wichtigkeit sich mit diesem Thema auch im schulischen Kontext zu befassen hervor und ermutigte die Jugendlichen queere Geschichte intersektionaler zu denken, d.h. auch andere Dimensionen wie Körper oder soziale Herkunft mit zu denken bzw. Schwarze queere Geschichte zu erforschen und sichtbar zu machen. Dr. Nina Reusch zeigte anhand von Beispielen wie sich queere Geschichte erarbeitet werden kann und auch sie ermutigte sich an die vielen Leerstellen der queeren Geschichte zu trauen.

Nach den Grußworten und der Einführung in das Thema fanden die Workshops statt. Die Gruppen wurden aufgeteilt nach Schulen und eine Gruppe bestand aus Lehrkräfte. Alle fünf Gruppen wurden von Mitarbeiter*innen von freien Bildungsträgern betreut.

Nelson Mandela Schule

Moderiert von Giuseppina Lettieri und Tino Kandal (Archiv der Jugendkulturen, Projekt Diversity Box)

Die Jugendlichen möchten den Queer History Month mit dem Black History Month miteinander verbinden und planen ihre Aktivitäten entsprechend. Es handelt sich um eine Auseinandersetzung mit revolutionären Persönlichkeiten aus der queer/black – Community in Form einen Stadttour mit wichtigen Orten und/oder Persönlichkeiten, die dort gewirkt/ gelebt haben z.B. auf den Spuren Audre Lordes (während ihrer Zeit in Berlin, 80er und Anfang 90er Jahre), aktive Selbstorganisationen wie ISD, Les Migras etc. und Straßen/Stadtraum (M*-Straße, May Ayim Ufer, Afrikanisches Viertel im Wedding)

Daraus soll eine gefilmte Tour durch Berlin an die vorher von den Schülerinnen ausgewählten Orten entstehen. Im Vorfeld dafürrecherchieren die Jugendlichen nach Persönlichkeiten (Straßennamen, Wohnungen etc.) um vor Ort über diese zu informieren und durch Intervention im öffentlichen Raum auf diese aufmerksam zu machen (Straßeninterviews mit Passantinnen an den jeweiligen Orten geplant)

Methoden: Graffiti –/Stencil Porträts der ausgesuchten black/queer Persönlichkeiten in Konstellation mit einem prägenden Zitat der Person vorbereiten und „am Ort des Geschehens“ mit Passanten*innen in Form von kurzen Interviews in einen Dialog treten ( (Urban Intervention, die filmisch begleitet wird). Begleitung des Archivs der Jugendkulturen/ Projekt Diversity Box durch Graffiti-/ Stencilworkshop und Videoworkshop sowie Hilfe bei Recherche, Bereitstellung von Literatur aus deren Bibliothek.

Kurt-Schwitters-Schule

Moderiert von Henrik Rubner (ABQueer) und Katja Koblitz (Schwules Museum*).

Die Schülerinnen werden zunächst z.B. im Archiv des Schwulen Museums nach Hintergrundinformationen zum Themenbereich „Homosexualität und Homophobie“ in verschiedenen Generationen recherchieren.

Im Anschluss möchten die Schülerinnen Interviews sowohl in ihrem Bekannten- und Familienkreis als auch im Kontext des Schwulen Museums und ABqueer mit Vertreter_innen unterschiedlicher Generationen Interviews führen. Die Fragen werden sein: „Wie war Dein Wissen zu Homosexualität zu Deiner (Jugend-)Zeit? Welche negativen wie positiven Assoziationen hattest Du mit dem Thema Homosexualität und Homophobie? Welche Strategien hast Du entwickelt, um mit erlebten, beobachteten und befürchteten Diskriminierungen im Kontext von Homosexualität umzugehen? Wie blickst Du heute auf diese Zeit zurück?

Die Ergebnisse der Interviews sollen in Form eines Rollenspiels, eines Films oder einer Poster-Präsentation vorgestellt werden. Über die genaue Form müssen die Schüler*innen noch entscheiden.

Robert Blum Gymnasium

Moderiert von Ellen Roters (Jugend Museum)

Die Gruppe bestehend aus 11 Jugendlichen hat sich nochmal in zwei Untergruppen aufgeteilt, weswegen 2 Ideen entstanden sind, die sich aber miteinander vereinbaren lassen:

Ein Zeitstrahl, der mit Fotos und biographischen Inhalten ansprechend gestaltet im Schulgebäude an einer öffentlich sichtbaren Wand befestigt werden soll. Es sollen Biographien und besondere Ereignisse von und für queer lebende Menschen im Zeitraum 20er bis 70er Jahre gezeigt werden. Die Jugendlichen haben den Zeitraum in 10 Jahres-Etappen untereinander aufgeteilt, jede Schülerin beschäftigt sich intensiv mit einer Dekade und wählt aus, was erzählt wird. Ein Fragebogen soll entwickelt werden, der an alle Klassensprecherinnen der 7. bis 10. Klassen verteilt werden soll. Über den Fragebogen soll herausgefunden werden, welche die Einstellungen gegenüber queer lebenden Menschen unter den Jugendlichen vorhanden ist. Der gleiche Fragebogen soll auch an die Eltern der beteiligten Jugendlichen verteilt werden, um feststellen zu können, ob und wie sich die Einstellungen ähneln oder voneinander abweichen.

Friedensburg Oberschule

Moderiert von Sannik-Ben Dehler (Jugendnetzwerk Lambda Berlin-Brandenburg) und Gabriele Michalak (Spinnboden Lesbenarchiv)

Die Jugendlichen hat sich Aktionen zum Tag der offenen Tür an ihrer Schule am 10.12 ausgedacht. Im Gespräch stand beispielsweise eine interaktive Aktion, bei der sich die Besucher_innen auf einem Kontinuum geschlechtlich und anonym einordnen können, um Zweigeschlechtlichkeit in Frage zu stellen. Zum Anderen überlegten sie sich, wie der Aktionstag zu sexueller und geschlechtlicher Vielfalt, der Anfang März an der Schule stattfindet, gestaltet sein könnte. Die Schüler*innen haben vor sich Methoden und Unterrichtsmaterialien für die Lehrkräfte zu überlegen. So wollen sie sicherstellen, dass die Lehrkräfte diesen Aktionstag auch wirklich ernst nehmen. Sie möchten den Bildungsträger lambda nochmal zu sich einzuladen, um weiter an den Materialien zu arbeiten.

Workshop mit den Lehrkräften

Moderiert von Yan Feuge und Kerstin Florkiw (Bildungsinitiative Queerformat)

Die Lehrkräfte sammelten Ideen und Anregungen, wie sie sich am Queer History Month beteiligen und insgesamt queere Themen in die Schule bringen könnten. Die Ideen wurden auch auf einer institutionellen Ebene diskutiert. Es sind verschiedene Ideen von schon existierenden oder zu planenden Strukturen entstanden, wie eine AG zu queeren Themen anzubieten, queere Themen auf Postern das ganze Jahr über präsent zu machen, oder erst einmal für eine prinzipielle Vernetzung der Lehrkräften untereinander zu sorgen und zu erfahren, wer schon zu queeren Themen mit den Schüler*innen arbeitet. Konkreter wurde außerdem noch die Situation an Grundschulen besprochen, und die Frage, wie man hier queere Themen einbringen kann.

Die beiden Moderatorinnen präsentierten verschiedene Ideen wie und welche queere Themen während des Queer History Month bearbeitet werden können.

Ergebnisse des Workshops mit den Lehrkräften