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Auch Geschlecht und Sexualität haben eine Geschichte: mit dem hier aufbereiteten Material kann es gelingen, sich auch in relativ kurzer Zeit im Geschichtsunterricht damit zu beschäftigen, was es überhaupt bedeutet, dass auch eine Geschichte von Sexualität und Geschlecht erzählt werden kann, und welche Überraschungen hier selbst ein erster und gewiss oberflächlicher Blick bietet.

Abstract

Vielleicht ist es für einige zunächst eine überraschende Idee, dass auch Geschlecht und Sexualität eine Geschichte haben – und zwar eine Geschichte, die auch im Geschichtsunterricht gelehrt und gelernt werden kann. Mit dem hier aufbereiteten Material kann es gelingen, sich auch in relativ kurzer Zeit im Geschichtsunterricht damit zu beschäftigen, was es überhaupt bedeutet, dass auch eine Geschichte von Sexualität und Geschlecht erzählt werden kann, und welche Überraschungen hier selbst ein erster und gewiss oberflächlicher Blick bietet.

Dazu wurden 22 ganz unterschiedliche Ereignisse oder Kurzbeschreibungen zeitgenössischer Zustände aus der Geschichte ausgewählt, die eine ganze Bandbreite dessen abdecken, was im Bereich von Geschlechterverhältnissen und Sexualität im Wandel der Zeit zu beobachten ist – von der Bestrafung gleichgeschlechtlich begehrender Menschen (Frauen wir Männer) mit dem Feuertod in der Frühen Neuzeit bis hin zur Formierung der ersten Homosexuellenbewegung gegen Ende des 19. Jahrhunderts, von der Durchsetzung des Wahlrechts für Frauen 1918/19 bis hin zum Verbot der Vergewaltigung von Frauen in der Ehe in den 1990er Jahren.

Den Schüler_innen wird – in Gruppen von 10 bis 12 Teilnehmenden – ein Set derjenigen Karten ausgeteilt, auf denen die richtigen Jahreszahlen fehlen. Die Karten können im A4-Format ausgedruckt und die Übung auf dem Boden des Klassenzimmers durchgeführt werden. Die Schüler_innen werden aufgefordert, diese 22 Ereigniskarten in eine richtige chronologische Reihenfolge zu bringen. Auch ist denkbar, dass die Schüler_innen Vorschläge für eine richtige Jahreszahl auf die Ereigniskarte schreiben. Dabei werden ihnen einige Ereignisse begegnen, die völlig neu für sie sind (etwa das so genannte Inzesturteil des Bundesverfassungsgerichts aus dem Jahr 2008), andere werden sie fast mühelos richtig terminieren können (etwa die Verschleppung schwuler Männer in Konzentrationslager). Sie sollen natürlich auch über die vermutete richtige Reihenfolge der Ereignisse diskutieren und jeweils benennen, zu welchen Ereignissem sie bereits etwas wissen, zu welchen nicht. Höchstwahrscheinlich erarbeiten sie dabei eine Chronologie, die nicht richtig ist. Wenn die Klasse in mehrere Gruppen unterteilt ist, entstehen zudem unterschiedliche Chronologien, die voneinander abweichen. Auf diese Weise kann deutlich werden, dass es innerhalb einer Lerngruppe unterschiedliche Auffassungen darüber gibt, was in der Geschichte einem Wandel unterlegen war und was nicht, was im tiefen Dunkel der Geschichte vermutet wird (vielleicht der Tod auf dem Scheiterhaufen und zugleich die Vergewaltigung in der Ehe), und was die Schüler_innen als eine Erscheinung unserer allerjüngsten Vergangenheit ansehen (vielleicht die erste transgeschlechtliche Operation in Deutschland oder die Entstehung einer homosexuellen Emanzipationsbewegung)

Nachdem die Schüler_innen die Karten chronologisch sortiert haben, kann die Lehrkraft die Erläuterungskarten austeilen. Die Schüler_innen lesen die jeweils richtige Jahreszahl sowie die Erläuterung laut vor. Sie können abschließend festhalten, was sie besonders überrascht hat und was sie erwartet haben. Diese Einführungsübung bietet die Möglichkeit, an viele der Fragen, die hier gestellt werden, anzuknüpfen und sich dann vertiefend mit Aspekten der Geschichte von Sexualität und Geschlecht zu beschäftigen.

Empfohlener Jahrgang:

9. – 12. Klasse

Einordnung in den RLP:

Kontinuität und Wandel in den Geschlechterbeziehungen

Autor_innen:

Martin Lücke